Infos zum eCall-System im Auto

Infos zum eCall-System im Auto 

Ab März 2018 wird das eCall-System in allen Neuwagen zur Pflicht. Doch schon jetzt sind Fahrzeuge mit dieser Technik erhältlich. Und für Gebrauchtfahrzeuge soll es die Möglichkeit geben, nachzurüsten. Doch was ist eCall überhaupt?

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Bereits im April 2015 wurde im EU-Parlament ein Gesetzesentwurf zur eCall-Pflicht in neuen Autos verabschiedet. Und so langsam geht die Umsetzung in die heiße Phase. Denn ab dem 31. März 2018 müssen alle Neufahrzeuge, die in der EU auf den Markt kommen, mit dem eCall-System ausgestattet sein.

eCall steht für Emergency Call. Es handelt sich dabei um ein automatisches Notrufsystem. Kommt es zu einem schweren Verkehrsunfall, setzt das Fahrzeug automatisch einen Notruf ab. Aber wie funktioniert das Notrufsystem genau? Warum wird es überhaupt eingeführt? Und wieso ist das Notrufsystem nicht unumstritten?

Der folgende Beitrag nennt die wichtigsten Infos zum eCall-System im Auto.

 

Warum wird ein automatisches Notrufsystem in Fahrzeugen eingeführt?

Die Idee hinter eCall lässt sich auf einen einfachen Nenner bringen: Das automatische Notrufsystem soll Leben retten. Jedes Jahr sterben über 25.000 Menschen bei Verkehrsunfällen auf europäischen Straßen. Die Zahl der Schwerverletzten ist mehr als fünfmal so hoch. Durch den automatischen Notruf, der im Fall eines Unfalls sofort ausgesendet wird, soll die Zeit bis zum Eintreffen der Rettungskräfte deutlich verkürzt werden. Diese Zeitersparnis wiederum soll dazu führen, dass rund zehn Prozent der schweren Verkehrsunfälle nicht tödlich enden.

Das konkrete Ziel von eCall dabei ist, ein System zu etablieren, das auf der Basis der Notrufnummer 112 in der gesamten EU funktioniert. Schon jetzt gibt es zwar ähnliche Dienste, die beispielsweise von Autoherstellern oder Versicherern betrieben werden. Doch diese Dienste funktionieren nicht EU-weit. Mit dem standardisierten Notrufsystem soll gewährleistet sein, dass Notfallmaßnahmen greifen, ohne dass es Verständigungsprobleme oder Schwierigkeiten beim Auffinden der Unfallstelle gibt und ohne dass wertvolle Zeit verloren geht.

 

Wie funktioniert das eCall-System?

Ist das Fahrzeug in einen schweren Verkehrsunfall verwickelt, sendet eCall einen Notruf an die nächstgelegene Rettungsleitstelle. Dabei übermittelt das System die genauen Standortdaten, den Zeitpunkt des Unfalls, den Fahrzeugtyp, die Treibstoffart und die Anzahl der Insassen im Fahrzeug. Außerdem wird eine Sprachverbindung zwischen dem Fahrzeug und der Rettungsleitstelle aufgebaut. Bei Bedarf können so weitere Informationen ausgetauscht werden.

Damit die Datenübertragung möglich wird, setzt sich das Notrufsystem im Fahrzeug aus mehreren Komponenten zusammen. Hierzu gehören ein GPS-Empfänger, ein GSM-Modul, Crash-Sensoren, Mikrofon und Lautsprecher sowie ein Notrufknopf.

 

Wann sendet das eCall-System einen Notruf aus?

Das eCall-System ist an verschiedene Sensoren und Sicherheitstechniken im Fahrzeug gekoppelt. Dadurch ist sichergestellt, dass das Fahrzeug die Art und die Schwere des Unfalls erkennt. Registriert das Auto einen schweren Unfall, bei dem beispielsweise neben dem heftigen Aufprall oder einem Überschlag auch die Airbags auslösen, alarmiert das System sofort und automatisch die Notrufzentrale. Gleichzeitig gewährleisten die Sensoren, dass etwa bei einem harmlosen Auffahrunfall kein Fehlalarm ausgelöst wird.

Ein Notruf kann aber auch manuell abgesetzt werden. Dafür befindet sich ein Notrufknopf im Auto. Wird dieser Knopf gedrückt, werden die gleichen Daten an die nächstgelegene Rettungsleitstelle gesendet wie bei einem automatischen Notruf.

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Verletzte, die bei Bewusstsein sind, oder Zeugen, die zu Hilfe kommen, haben so die Möglichkeit, Rettungskräfte zu alarmieren, ohne dass erst nach dem Handy oder einer Notrufsäule gesucht werden muss. Sowohl bei einem automatischen als auch bei einem manuellen Notruf baut das System zusätzlich zur Datenübermittlung eine Sprachverbindung zur Rettungsleitstelle auf.

 

Welche Kosten entstehen dem Autofahrer durch das eCall-System?

Für den Autofahrer ergeben sich durch das eCall-System keine zusätzlichen Kosten. Wie ein normaler Notruf ist auch ein eCall gebührenfrei. Das System selbst soll laut Schätzungen der EU in der Serienproduktion weniger als 100 Euro pro Auto kosten.

 

Was wird am eCall-System kritisiert?

Der große Knackpunkt beim eCall-System ist der Datenschutz. Kritiker haben Bedenken, was den Schutz der Fahrer- und der Fahrzeugdaten angeht. Immerhin ist denkbar, dass das System ständig Daten sammelt und auf dieser Basis Bewegungsprofile erstellt.

Die EU sagt dazu, dass es sich bei eCall um ein sogenanntes schlafendes System handelt. Das System wird erst dann aktiviert, wenn es einen schweren Unfall registriert oder wenn der Notrufknopf gedrückt wird. Erst dann werden Daten übermittelt. Und selbst in diesem Fall beschränkt sich die Datenübermittlung auf die Informationen, die zwingend notwendig ist, damit die Hilfe organisiert werden kann. So könnten die Rettungskräfte beispielsweise nicht schnell und gezielt zur Unfallstelle kommen, wenn der Standort nicht per GPS übertragen wird.

Denn wenn der Fahrer bewusstlos ist oder keine Ortskenntnisse hat, kann er nicht mitteilen, wo genau er sich befindet. Hinzu kommt, dass die Hersteller dazu verpflichtet sind, die Technologie so zu konzipieren, dass alle Daten dauerhaft gelöscht werden können. Und ohne die ausdrückliche Zustimmung des Betroffenen dürfen die Notrufdienste und andere Beteiligte keine Daten an Dritte weitergeben. Ein Fahrzeug mittels eCall verfolgen zu können, soll daher in der Praxis unmöglich sein.

 

Was ist mit den Fahrern von älteren Fahrzeugen?

Die Pflicht, das eCall-System in Fahrzeuge zu integrieren, gilt erst ab 2018 und nur für Neufahrzeuge. Schon jetzt bieten einige Autohersteller ein solches System aber an, allerdings meist als Sonderausstattung mit Aufpreis. Dafür bieten die Systeme jedoch teilweise Funktionen, die über ein reines Notrufsystem hinausgehen.

Doch einem Großteil aller Autofahrer nützt das wenig. Denn längst nicht jeder kann oder möchte sich ein Neufahrzeug zulegen. Tatsächlich müssen aber auch Gebrauchtwagenfahrer nicht auf die innovative Technologie verzichten. Geplant ist, dass in absehbarer Zeit Nachrüstsysteme auf den Markt kommen sollen.

Und schon seit einiger Zeit bietet die Versicherungswirtschaft ein Notrufsystem an, das ähnlich funktioniert wie das eCall-System der EU. Es besteht aus einem Unfallmeldestecker, der in den Zigarettenanzünder gesteckt und per Bluetooth mit dem Smartphone verbunden wird. Im Fall eines Unfalls stellt das Smartphone automatisch eine Verbindung zum Servicecenter des Gesamtverbands der deutschen Versicherer her. Ein Servicemitarbeiter nimmt daraufhin über den Lautsprecher Kontakt zum Fahrer auf und leitet die erforderlichen Notfallmaßnahmen ein.

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