7 Mythen zur Datenrettung bei defekter Festplatte

7 Mythen zur Datenrettung bei defekter Festplatte 

Geht die Festplatte kaputt, möchten viele zumindest die Daten darauf noch irgendwie retten. Irgendwelche Do-it-yourself-Versuche können die Daten und die Festplatte aber endgültig zerstören.

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Dokumente, Fotos, Kontakte: Auf einer Festplatte sind die verschiedensten Daten abgelegt. Wenn die Festplatte plötzlich nicht mehr funktioniert, suchen viele nach Möglichkeiten, wie sie das defekte Speichermedium wieder zum Laufen bringen oder wenigstens die darauf gespeicherten Daten noch retten können. Gibt es keine Sicherheitskopien, wären die Daten schließlich schlimmstenfalls für immer verloren.

Und wer dann das Internet bemüht, stößt auf die verschiedensten Anleitungen und Tipps. Viele davon sind aber nicht nur fragwürdig, sondern können richtig gefährlich sein und den Schaden nur noch zusätzlich verschlimmern. Im Ergebnis sind dann mitunter sowohl die Festplatte als auch die Daten endgültig hinüber. Damit genau das nicht passiert, stellen wir im Folgenden sieben Mythen zur Datenrettung bei einer defekten Festplatte richtig.

 

Mythos Nr. 1: Plötzliche Temperaturwechsel bringen die Festplatte zum Laufen.

In Internetforen wird oft empfohlen, Geräte wie das Gefrierfach, den Kühlschrank, den Haartrockner oder den Backofen zu bemühen, um die defekte Festplatte wieder zum Laufen zu bringen. Die Idee dahinter ist, dass der plötzliche und heftige Wechsel von warmen zu kalten Temperaturen oder umgekehrt das Metall im Inneren der Festplatte ausdehnen soll. Konkret geht es dabei um den kaputten Spindelmotor der Festplatte, der so wieder in die Lage gebracht werden soll, sich zu drehen.

Eine andere Theorie besagt, dass es zumindest zeitweise möglich sein soll, auf die Daten zuzugreifen, wenn eine überhitzte Festplatte eingefroren wird. Daneben gibt es noch einen vermeintlichen Lösungsansatz, der den Temperaturwechsel durch das Einfrieren der Festplatte mit dem Lubrikant in Verbindung bringt. Das Lubrikant ist ein etwa zwei Millimeter dünner Schutzfilm auf den Magnetscheiben. Durch den Temperatursturz sollen sich die Schreib-Leseknöpfe, die am Lubrikant festkleben, wieder lösen. Nun besteht das Lubrikant von Festplatten aber aus Perfluoropolyether. Dieses Polymer hat eine durchschnittliche Glasübergangstemperatur, die irgendwo im Bereich zwischen -60 und -120 Grad Celsius liegt. Mit einem herkömmlichen, haushaltsüblichen Gefrierfach sind solche Temperaturen nicht zu erreichen.  

Selbst wenn es klappen würde, dass die Festplatte nach dem Einfrieren wieder anfährt, würde sie bestenfalls wenige Sekunden lang laufen. Um alle wichtigen Daten auf der Festplatte auszulesen und zu kopieren, würde diese Zeit nicht ausreichen. Hinzu kommt, dass die Magnetscheiben beim Einfrieren der Festplatte kondensieren. Die Kondensation stört aber das fehlerfreie Auslesen. Außerdem hinterlassen die Kondensationsrückstände Feuchtigkeit auf der Platine. Das Ergebnis wäre ein Kurzschluss auf der Platine.

 

Mythos Nr. 2: Nach einem Schlag auf die Festplatte läuft diese wieder.

Ein häufiger Tipp lautet, der defekten Festplatte mit einem kräftigen Schlag auf die Sprünge zu helfen. Diese Methode kann aber bestenfalls bei sehr, sehr alten Festplatten funktionieren. Bei jeder Festplatte, die weniger als zehn Jahre auf dem Buckel hat, führt ein Schlag zu zusätzlichen Schäden. Denn durch den Schlag entstehen minimale Kratzer. Und alle Daten, die in den verkratzen Stellen liegen, sind für immer zerstört.

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Mythos Nr. 3: Durch den Austausch der Platine lässt sich die Festplatte reparieren.

Fällt bei einer veralteten Festplatte mit einer Speicherkapazität von weniger als 300 GB die Elektronik aus, kann es tatsächlich zum Erfolg führen, wenn die kaputte Platine gegen eine baugleiche Elektronik ausgetauscht wird. Allerdings gilt das wirklich nur für sehr alte Festplatten.

Bei allen Festplatten mit mehr als 300 GB könnte der Einbau einer baugleichen Platine nur noch größere Schäden verursachen. Der Grund hierfür ist, dass die Elektronik an sich zwar vielleicht baugleich ist. Die technischen Betriebsparameter im ROM, die in der Elektronik gespeichert sind, sind aber einzigartig. Deshalb reicht es nicht aus, einfach nur eine baugleiche Platine einzubauen. Stattdessen müssen die Betriebsparameter von der defekten Platine auf die Ersatzplatine übertragen werden. 

 

Mythos Nr. 4: Die Magnetscheiben der Festplatte können in einem anderen Gehäuse ausgelesen werden.

Die Ausrichtung der Magnetscheiben und die Köpfe innerhalb der Festplatte sind vom Hersteller auf ein µ genau kalibriert. Allein schon deshalb ist es unmöglich, die Magnetscheiben der kaputten Festplatte einfach in ein anderes Festplattengehäuse einzubauen, um sie auszulesen. Und generell sollte der Nutzer besser nicht einmal auf die Idee kommen, auch nur zu versuchen, die Festplatte zu öffnen. Denn andernfalls kann er die geöffnete Festplatte in aller Regel direkt entsorgen.

 

Mythos Nr. 5: Mit einer Software lassen sich die Daten auf jeden Fall retten.

Ist die Mechanik der Festplatte defekt, gibt es keine Möglichkeit, auf die Datenebene zuzugreifen. Wird die kaputte Festplatte schon auf der Bios-Ebene nicht mehr erkannt, wird sie auch von einer Software nicht mehr angesprochen. Eine Datenrettungssoftware bringt in diesem Fall deshalb nichts. Ganz im Gegenteil können irgendwelche Versuche oder Maßnahmen, die Daten mit einer Software zu retten, die Festplatte komplett ruinieren. Daher sollte die Festplatte am besten überhaupt nicht mehr angeschaltet werden.

 

Mythos Nr. 6: Die Herstellergarantie beinhaltet auch die Datenrettung.    

Gewährt der Hersteller eine Garantie und geht die Festplatte noch innerhalb dieses Garantiezeitraums kaputt, ersetzt der Hersteller die defekte Festplatte durch eine neue, funktionierende Festplatte. Mit diesem Austausch ist die Garantieleistung aber erbracht. Der Hersteller unternimmt weder den Versuch, die Daten auf der kaputten Festplatte zu retten und auf die Ersatzfestplatte zu übertragen, noch kommt er für die Kosten auf, die für eine Datenrettung entstehen. Daher ist der Nutzer gut beraten, wenn er zumindest seine wichtigsten Daten regelmäßig sichert.

 

Mythos Nr. 7: Das Formatieren der Festplatte löscht die Daten dauerhaft.

Wenn die Festplatte formatiert wird, verschwinden die entsprechenden Daten zwar aus dem Inhaltsverzeichnis. Gleiches gilt, wenn einzelne Dateien oder alle Dateien auf der Festplatte gelöscht werden. Doch auch wenn die Inhalte nicht mehr im Inhaltsverzeichnis auftauchen, sind die physikalischen Inhalte nach wie vor auf den Magnetscheiben gespeichert. Auch nach einer Formatierung der Festplatte oder dem Löschen können die Daten deshalb wiederhergestellt werden. Das ist übrigens auch der Grund, warum die Daten sicher vernichtet werden sollten, bevor eine Festplatte verkauft oder entsorgt wird.

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