6 Mythen über Datenkraken im Netz
Angenommen, die Kassiererin im Supermarkt wüsste über den aktuellen finanziellen Engpass Bescheid. Oder der Bäcker wäre bestens über den juckenden Hautausschlag auf dem Rücken informiert. Dem Imbissbetreiber um die Ecke hingegen wäre bekannt, was wir in welchen Online-Shops gekauft haben. Vermutlich würden wir ziemlich verärgert reagieren. Solche persönlichen Dinge gehen Fremde schließlich nichts an.
Doch im Zeitalter des Internets sind Unternehmen und andere Organisationen über unsere privaten Angelegenheiten informiert. Denn sobald wir online sind, hinterlassen wir Spuren in Form von Daten.
Mit den richtigen Techniken können diese Daten zu präzisen Nutzerprofilen verdichtet werden. Die Profile können Informationen zum Kaufverhalten, den Hobbys und Interessen, den Lebensverhältnissen, dem Gesundheitszustand, der politischen Gesinnung und sogar den sexuellen Vorlieben enthalten.
Dass die eigenen Daten sicher sind, ist ein Irrglaube.
Wir stellen sechs typische Falschannahmen und Mythen über Datenkraken im Netz richtig!:
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Inhalt
Ist doch nicht schlimm!
„Wer soll etwas mit meinen Daten anfangen? Sie sind doch gar nicht interessant. Außerdem habe ich ohnehin nichts zu verbergen.“ So oder so ähnlich denken viele, wenn von Datenkraken die Rede ist.
Tatsächlich sind einzelne Daten für sich betrachtet auch harmlos. Doch wir machen uns oft nicht klar, dass diese Daten in bestimmten Situationen zu unserem Nachteil verwendet werden können.
Wollen wir zum Beispiel die Krankenkasse wechseln, interessiert sie sich für unseren Gesundheitszustand. Bei einer privaten Krankenversicherung können sich Vorerkrankungen sogar auf die Beitragshöhe und den gewährten Versicherungsschutz auswirken.
Kann die Krankenkasse aus den Internetdaten ablesen, ob und welche Medikamente oder medizinischen Hilfsmittel wir gekauft haben, erhält sie Hinweise auf mögliche Erkrankungen.
Für eine Bank, bei der wir ein Konto eröffnen oder einen Kredit beantragen wollen, könnten Daten über umfangreiche Online-Einkäufe oder intensives Glücksspiel interessant sein.
Ein Arbeitgeber wiederum könnte etwas über unsere Freizeitgestaltung, rauschende Partynächte oder auch die Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft erfahren.
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Meine Daten sind sicher.
Viele Nutzer glauben, dass ihre Daten insbesondere bei großen und namhaften Unternehmen in guten Händen wären. Zumal die Richtlinien für den Datenschutz streng sind.
Doch es kommt immer wieder zu Missbrauchsfällen von Verbraucherdaten. Das hat in aller Regel nichts mit einer bösen Absicht der Unternehmen zu tun, sondern geht auf Sicherheitslücken im System zurück.
Bei Hackerangriffen gelingt es den Angreifern immer wieder, ganze Datenbanken mit Namen, Adressen, Geburtsdaten, Anmeldedaten und Bankverbindungen zu knacken. Die gestohlenen Daten sind zwar eine illegale, auf dem Schwarzmarkt aber sehr lukrative Ware.
Hinzu kommt, dass zum Beispiel bei US-Unternehmen zum Umgang mit Daten andere Richtlinien und Vorschriften gelten als bei deutschen oder europäischen Firmen.
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Gütesiegel schützen vor Datenkraken.
Gütesiegel wie „Trusted Shops“ oder „TÜV Süd“ vermitteln Kunden Sicherheit. Doch für den Datenschutz muss das nicht unbedingt gelten. Wenn wir in einem Online-Shop unseren Namen und unsere Kontaktdaten eingeben, müssen wir darauf vertrauen, dass der Seitenbetreiber die geltenden Datenschutzbestimmungen einhält.
Doch in der Praxis zeigen Tests immer wieder, dass sich nicht alle Seitenbetreiber daran halten und die Nutzerdaten doch weitergeben.
Manchmal stimmen wir der Nutzung unserer Daten zu Werbezwecken sogar zu, weil wir den entsprechenden Hinweis überlesen haben. Außerdem setzen unseriöse Anbieter teilweise auch einfach gefälschte Gütesiegel auf ihre Seiten.
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Es werden nur anonymisierte Daten gesammelt.
Um einem Missbrauch vorzubeugen, werden viele Nutzerdaten anonymisiert gespeichert. Bei Transaktionen mit der Kreditkarte zum Beispiel werden der Name, die Kontonummer und andere eindeutige Angaben entfernt und durch eine abstrakte User-ID ersetzt. Doch die Zeit, der Betrag und der Ort, an dem die Kreditkarte eingesetzt wurde, bleiben bestehen.
Genau das kann aber problematisch werden. Denn diese Metadaten lassen Rückschlüsse auf unser Verhalten zu und ermöglichen letztlich, dass sie doch wieder einer Person zugeordnet werden können.
Ausgeklügelte Algorithmen können anschließend ein erstaunlich präzises Persönlichkeitsprofil dieser Person erstellen. US-amerikanische Wissenschaftler haben in einer Studie herausgefunden, dass vier Zeit-Ort-Angaben aus einer anonymisierten Kreditdatensammlung genügen, um 90 Prozent aller Nutzer eindeutig zu identifizieren.
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Smartphones sind sicherer als Computer.
In der IT-Welt schien lange Zeit der Computer das größte Sicherheitsrisiko zu sein. Viren, Schadsoftware oder Banking-Trojaner waren gefühlt hauptsächlich für Windows-PCs eine Bedrohung.
Tatsächlich spielt es für die meisten Datenkraken aber keine Rolle, mit welchem Gerät wir ins Internet gehen.
Denn egal ob PC, Mac, Tablet, Smartphone, Spielekonsole oder Smart-TV: Die gesammelten Daten werden geräteübergreifend miteinander verknüpft und zu einem detaillierten Nutzerprofil verdichtet.
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Apps sind unbedenklicher als Webseiten.
Anders als oft vermutet, sammeln gerade Apps auf dem Smartphone oder Tablet besonders fleißig unsere Daten und geben sie zudem weiter. Denn im Unterschied zum Browser können Apps proprietäre Protokolle für den Datenaustausch verwenden, um dadurch Schutzfunktionen wie Firewalls zu umgehen.
Hinzu kommt, dass viele Apps Zugriff auf Positionsdaten, die Kamera, den Kalender und die Kontakte auf dem Endgerät haben. Teilweise sammeln sie diese Daten sogar, ohne dass wir ausdrücklich eingewilligt haben.
Der Großteil der Apps stellt Verbindungen zu mindestens einem Tracker her. Solche Drittanbieter helfen den App-Entwicklern dabei, das Nutzerverhalten zu analysieren, Verbindungen zu den sozialen Medien herzustellen oder personalisierte Werbung zu platzieren.
Wie kann ich mich vor Datenkranken schützen?
Eine einfache, aber effektive Maßnahme ist, den Browser so einzustellen, dass alle Cookies, die beim Surfen gesammelt wurden, automatisch von der Festplatte gelöscht werden, wenn das Programm geschlossen wird.
Auf diese Weise sammeln sich keine größeren Mengen dieser Dateien an, die Tracker auslesen können. In den meisten Browsern kann außerdem ein privates Surfen ausgewählt werden. Der Inkognito-Modus verhindert, dass Internetseiten Informationen auf unserem Computer ablegen.
Allerdings kann trotz dieser Maßnahmen zum Beispiel unsere IP-Adresse nach wie vor ausgelesen werden. Sie lässt unter anderem Rückschlüsse auf den Wohnort zu. Wer anonym surfen will, kann auf spezielle Tools zurückgreifen. Programme wie der Tor-Browser verschleiern die IP-Adresse, lassen die Internetverbindung aber oft sehr langsam werden.
Auch eine VPN-Verbindung, bei der unsere Daten in einer Art Tunnel durchs Netz laufen, kann die Sicherheit erhöhen.
Komplett ohne Daten zu hinterlassen, ist es allerdings praktisch unmöglich, im Internet unterwegs zu sein. Deshalb sollten wir mit unseren Daten sparsam umgehen, um es den Datensammlern zumindest so schwer wie möglich zu machen.
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Thema: 6 Mythen über Datenkraken im Netz
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